Wissenswertes
Existenzanalyse
Wenn man ein Wozu des Lebens hat, erträgt man jedes Wie.
[F. Nietzsche]
Zum Erlebten Stellung beziehen und die eigene, passende Antwort finden; Möglichkeiten erkennen und Verantwortung für die Gestaltung des Lebens übernehmen; Bedingungen für Geborgenheit und Sicherheit erkennen; das Leben gut finden; das Eigene leben; den persönlichen Sinn finden.
Existenzanalyse bedeutet, das „Ja“ zum Leben zu finden.
Existenzanalyse ist ein psychotherapeutisches Verfahren mit dem Ziel, dem Menschen zu einem geistig und emotional freien Erleben, zu authentischen Stellungnahmen und zu einem eigenverantwortlichen Umgang mit sich selbst und der Welt zu verhelfen.
In der Existenzanalyse wird der Mensch nicht als unveränderbares Ergebnis seiner Geschichte, seiner psychischen Prozesse, der Gene oder der Umwelteinflüsse angesehen, sondern als ein Wesen, das im Rahmen der Möglichkeiten frei entscheiden und (auch sich) selbst gestalten kann. Daher
sind Begriffe wie Dasein und Existenz, Beziehung und Werte, Freiheit in der Entscheidung, Verantwortung und Gewissen Grundbegriffe der existenzanalytischen Denkweise, die im Schlüsselbegriff Sinn (Logos) zusammenlaufen. Existenzanalyse beschreibt den Weg vom bloßen Vegetieren zum Existieren:
das persönliche „Ja“ zum eigenen Leben.
Das Ziel der existenzanalytischen Psychotherapie ist es, den Menschen aus den psychischen Fixierungen, Blockierungen, Verzerrungen und Traumatisierungen zu lösen, die das Erleben und Verhalten störend beeinflussen und ihm zu einem Leben in Freiheit und Verantwortung zu verhelfen. Dadurch soll der Mensch das „Ja“ zu sich selber und zu seinem Leben finden.
Die Existenzanalyse ist eine psychotherapeutische Methode für die Begleitung bei Selbsterfahrung, zur Beratung in schwierigen Lebenssituationen und Orientierungslosigkeit, zur Behandlung von Sinnkrisen und Leeregefühlen (existentielles Vakuum), zur Vorbeugung neurotischer Erkrankungen und zur Heilung bzw. Linderung von psychischen Erkrankungen.
Die Kernfragen der Existenzanalyse sind in den 4 Grundmotivationen zusammengefasst:
1. Habe ich Schutz, Raum und Halt, um in der Welt sein zu können? Fühle ich mich sicher, geborgen, gut aufgehoben und willkommen?
2. Habe ich Beziehung, Zeit und Nähe, um leben zu mögen? Spüre ich den Wert meines Lebens und habe ich eine gute Beziehung zu mir und anderen?
3. Kann ich mich anerkennen, wertschätzen und abgrenzen, um ich selbst zu sein? Werde ich von anderen wichtigen Menschen und der Gesellschaft anerkannt, obwohl ich gleichzeitig das, was mich ausmacht, authentisch lebe?
Wenn diese Grundvoraussetzungen ausreichend gegeben sind und gelingen, stellt sich die existenzielle Frage des Wozu:
4. Hat es einen Sinn? Was soll werden? Kann ich in meinem Leben Sinn sehen? Wie gelingt es mir, die Möglichkeiten des Lebens zu erkennen und das für mich Passende zu finden und zu leben?
Geschichtlicher Hintergrund: Die Existenzanalyse wurde ursprünglich von Viktor Frankl als Methode für Psychotherapie und Beratung entwickelt. Alfried Längle hat das Konzept weiterentwickelt und insbesondere die Themen Emotionalität und Biographie als Konzept integriert.